Nicht unbedingt ein Lost Place, aber irgendwie ist dieses Schauspiel, welches jährlich am Karfreitag stattfindet, schon ein Relikt, ein Kuriosum besonderer Art - und auch ein wenig Lost.
Ein paar Bilder mehr und den Text etwas besser formatiert und in voller Länge, findet ihr auf meiner Seite madmen-kollektiv.org/2018/04/0…es-penitents-de-lessines/
NICHT ASCHE — WAHRT DER FLAMME HEILIGTHUM!
Zwei Stunden Fahrt, vorbei an Brüssel und an den Randbereichen von Charleroi entlang, lagen hinter uns, als wir in einer anderen Welt ankamen; Lessines, eine Gemeinde der Wallonie mit gut 18.500 Einwohnern. Der Ort empfing uns in typischer Manier der Region; Schlagloch reihte sich an Schlagloch und gemeinsam warteten sie in den Straßen nur auf unvorbereitete Fahrer, denen die Gepflogenheiten des wallonischen Straßenbaus ungeläufig waren – eine Ode an jeden Stoßdämpfer, die für volle Auftragsbücher in den Werkstätten Sorge trug.
Es war ein typisches Dorf der Wallonie, welches sich uns in der Zeit der Durchfahrt zum Ortskern zeigte; ein wenig heruntergekommen, ein wenig schmutzig und kein Haus wollte daran schuld sein, ein möglicherweise einheitliches Straßenbild zu geben. Hin und wieder eine verirrte Mülltüte, dann woanders wieder eine verkeilte Jalousie und doch standen auf den Straßen Autos, wie man sie sich kaum noch zu leisten vermag als Angehöriger der Mittelschicht – gepflegt und gehegt, als wären sie ein Teil der Familie. Eine besondere Eigenheit der frankophonen Region, die man irgendwann zu schätzen lernt.
Wir parkten hinter einer der Frittenbuden, zwischen Baustelle und Kanal, wie es bereits viele der anderen Besucher vor uns getan hatten. Wo in diesem Ort die Baustelle anfing und wo die Normalität endete, war nicht ganz so einfach zu ersehen, doch entschädigte der klassische Duft von Kartoffelstäbchen, die in Rinderfett zur Krebserregbarkeit frittiert wurden. Wir hatten die kleine, etwas heruntergekomme Frittierfetthölle beinahe übersehen, bei unserer Suche nach einem Parkplatz, doch entschädigte der Geruch und der flüchtige Blick durch die verkrusteten Fenster des gastronomischen Guerillaangriffs für alles weitere. Während ich im Geiste wieder einmal mich selbst verfluchte, erneut ohne ausreichend Bargeld auf Tour gefahren zu sein, kramten wir unsere Kameras zurecht und vertraten uns ein wenig die Beine, zwischen ungeteerter Straße und Tragesäcken voller Bruchsteinen.
Etwas Sorge bereitete das Wetter, welches uns bereits auf der Hinfahrt mit einer bunten Vielfalt aus Regen, Trocken, Regen, Trocken und ab und an auch mal etwas Niesel unterhalten hatte. Jede App sagte etwas anderes aus, was die Beständigkeit und die herrschenden Verhältnis anbelangte und der Himmel wechselte im Minutentakt die Stufen seiner Bedrohlichkeit. Mit dem Mut zivilisatorisch verweichlichter Männer, strotzten wir der akuten Gefahr des Regens und beeilten uns, um noch zeitig bei der Messe sein zu können. Die Kirche war nicht sonderlich weit entfernt und so stapften wir an leerstehenden Geschäften, überfüllten Glutamattempeln und von Neugier erfüllten Gesichtern vorbei, die uns in einer Art musterten, wie man es sich sonst nur von Sträflingen vorstellen könnte, die einen neuen Gefangenen mit ungesund weiblichen Gesichtsformen erblickt haben. Warum auch immer, aber es schien uns breit und in leuchtender Schrift auf die Stirn geschrieben, dass wir keine Wallonen waren.
......
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NICHT ASCHE — WAHRT DER FLAMME HEILIGTHUM!
Zwei Stunden Fahrt, vorbei an Brüssel und an den Randbereichen von Charleroi entlang, lagen hinter uns, als wir in einer anderen Welt ankamen; Lessines, eine Gemeinde der Wallonie mit gut 18.500 Einwohnern. Der Ort empfing uns in typischer Manier der Region; Schlagloch reihte sich an Schlagloch und gemeinsam warteten sie in den Straßen nur auf unvorbereitete Fahrer, denen die Gepflogenheiten des wallonischen Straßenbaus ungeläufig waren – eine Ode an jeden Stoßdämpfer, die für volle Auftragsbücher in den Werkstätten Sorge trug.
Es war ein typisches Dorf der Wallonie, welches sich uns in der Zeit der Durchfahrt zum Ortskern zeigte; ein wenig heruntergekommen, ein wenig schmutzig und kein Haus wollte daran schuld sein, ein möglicherweise einheitliches Straßenbild zu geben. Hin und wieder eine verirrte Mülltüte, dann woanders wieder eine verkeilte Jalousie und doch standen auf den Straßen Autos, wie man sie sich kaum noch zu leisten vermag als Angehöriger der Mittelschicht – gepflegt und gehegt, als wären sie ein Teil der Familie. Eine besondere Eigenheit der frankophonen Region, die man irgendwann zu schätzen lernt.
Wir parkten hinter einer der Frittenbuden, zwischen Baustelle und Kanal, wie es bereits viele der anderen Besucher vor uns getan hatten. Wo in diesem Ort die Baustelle anfing und wo die Normalität endete, war nicht ganz so einfach zu ersehen, doch entschädigte der klassische Duft von Kartoffelstäbchen, die in Rinderfett zur Krebserregbarkeit frittiert wurden. Wir hatten die kleine, etwas heruntergekomme Frittierfetthölle beinahe übersehen, bei unserer Suche nach einem Parkplatz, doch entschädigte der Geruch und der flüchtige Blick durch die verkrusteten Fenster des gastronomischen Guerillaangriffs für alles weitere. Während ich im Geiste wieder einmal mich selbst verfluchte, erneut ohne ausreichend Bargeld auf Tour gefahren zu sein, kramten wir unsere Kameras zurecht und vertraten uns ein wenig die Beine, zwischen ungeteerter Straße und Tragesäcken voller Bruchsteinen.
Etwas Sorge bereitete das Wetter, welches uns bereits auf der Hinfahrt mit einer bunten Vielfalt aus Regen, Trocken, Regen, Trocken und ab und an auch mal etwas Niesel unterhalten hatte. Jede App sagte etwas anderes aus, was die Beständigkeit und die herrschenden Verhältnis anbelangte und der Himmel wechselte im Minutentakt die Stufen seiner Bedrohlichkeit. Mit dem Mut zivilisatorisch verweichlichter Männer, strotzten wir der akuten Gefahr des Regens und beeilten uns, um noch zeitig bei der Messe sein zu können. Die Kirche war nicht sonderlich weit entfernt und so stapften wir an leerstehenden Geschäften, überfüllten Glutamattempeln und von Neugier erfüllten Gesichtern vorbei, die uns in einer Art musterten, wie man es sich sonst nur von Sträflingen vorstellen könnte, die einen neuen Gefangenen mit ungesund weiblichen Gesichtsformen erblickt haben. Warum auch immer, aber es schien uns breit und in leuchtender Schrift auf die Stirn geschrieben, dass wir keine Wallonen waren.
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