EDIT: Die eingebundenen Bilder wurden aus dem Beitrag entfernt, finden sich nun ganz unten.
Das „Hotel Lederer am See“. Kaum ein Name prägt die Tourismusregion Tegernsee so sehr wie dieser.
Wir sind in Bad Wiessee, dem wohl mondänsten Ort am (ohnehin schon im Geld schwimmenden) Alpensee, dem einzigen mit Kurbad-Status. Bäder, Kurhäuser, Hotels, Bars… Gefangen zwischen der Münchner Schickeria und dem alpinem Apres-Ski. Der Ort Tegernsee hat sein Schloss mit dem urigen Bräustüberl, Rottach-Egern hat die Neureichen, Gmund ist der Anschluss an die Rest-Welt - und in Bad Wiessee regiert eben der ausufernde Tourismus.
Mitten im Ort, auf der kleinen, prominent gelegenen Landzunge, umgeben von der „Seepromenade“ steht ein großer Kasten. Nein halt, mehrere große Kästen. Jede Menge großer Kästen. Das „Lederer am See“.
Der Speisesaal und der Bar-Bereich. Hier ist der Verfall mit am stärksten sichtbar.
Sicherlich weit über 100 Zimmer befinden sich im Hotel, das sieht man schon von außen. Und von allen Zimmern muss man einen unglaublichen Blick auf den Tegernsee haben, auf die Ausläufer der bayerischen Alpen, den Wallberg und die ersten Gipfel des Rofan-Gebirges am Achensee. Die Lage ist wirklich äußerst gut, das Hotel sieht man von jedem anderen Ufer. Wenn die Sonne untergeht, ist es der letzte Punkt des Westufers, der im goldenen Abendlicht noch glüht.
Doch irgendetwas stimmt hier nicht. Das Hotel, das prominenter kaum gelegen sein könnte, ist nur noch eine leere Fassade. Während außen herum große Namen immer weiter expandieren und fleißig am fünften Stern arbeiten, geht im Lederer am See nur noch der alte Hotelier Lederer selbst ein und aus. Die Scheiben des Salons sind angeschlagen, ein 3 Meter hoher Berg aus alten, knallorangenen Poolstühlen stapelt sich im Innenhof. Das letzte der ehemaligen, hoteleigenen Trettboote in Form eines Schwans liegt umgekippt im ehemaligen Hotelgarten, den Schnabel wortwörtlich in den Sand gesteckt.
Doch wie kann das sein? Drehen wir die Zeit mal etwas zurück.
Das Restaurant und der Frühstücksbereich mit Blick auf den See.
Das Hotel Lederer am See hieß nicht immer Hotel Lederer am See. Gebaut wurde es als „Kurhaus Hanslbauer“, um 1890 in der ersten Aufschwungphase des Alpentourismus.
Ja, am Tegernsee gab es tatsächlich Erdöl. Allerdings war es wohlriechend und von heilender Natur.
Wiessee war zuvor nur ein kleines Dorf mit 300 Einwohnern gewesen. Leben und Trubel fanden am Tegernsee auf der anderen Seeseite, wo das Schloss mit seiner Brauerei und dem beliebten Braustüberl stand, statt. Die Wiesseer Seite war noch ländlich, nur kleine Feldwege führten zu den wenigen Höfen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts fingen einige motivierte Investoren jedoch an, an jedem Westufer nach Erdöl zu bohren - der weltweite Erdölboom inspirierte sie dazu. Doch statt Erdöl spritzte ihnen warmes, stinkendes Wasser entgegen. Sie hatten eine Jod-Schwefel-Quelle gefunden. Später sollten Messungen ergeben, dass diese Quelle mit Abstand die höchsten Jod-Werte in ganz Europa aufwies. Bald wurde dort ein Jodschwefelheilbad errichtet. Wiessee war DAS neue Ding unter der Münchner Oberschicht und zog bald Touristen aus ganz Europa an. Und hieß bald nicht mehr "Wiessee", sondern „Bad Wiessee“.
Hotels mussten her. So wurde der historische Ortskern Richtung Norden um ein touristisches Neubauviertel, einen Kurpark, eine Seepromenade und weitere Kultureinrichtungen erweitert. Hierbei entstand auch das Kurhaus Hanslbauer auf der nördlichen Hälfte der Wiesseer Halbinsel.
Das Hallenbad.
Das „Hotel Lederer am See“. Kaum ein Name prägt die Tourismusregion Tegernsee so sehr wie dieser.
Wir sind in Bad Wiessee, dem wohl mondänsten Ort am (ohnehin schon im Geld schwimmenden) Alpensee, dem einzigen mit Kurbad-Status. Bäder, Kurhäuser, Hotels, Bars… Gefangen zwischen der Münchner Schickeria und dem alpinem Apres-Ski. Der Ort Tegernsee hat sein Schloss mit dem urigen Bräustüberl, Rottach-Egern hat die Neureichen, Gmund ist der Anschluss an die Rest-Welt - und in Bad Wiessee regiert eben der ausufernde Tourismus.
Mitten im Ort, auf der kleinen, prominent gelegenen Landzunge, umgeben von der „Seepromenade“ steht ein großer Kasten. Nein halt, mehrere große Kästen. Jede Menge großer Kästen. Das „Lederer am See“.
Der Speisesaal und der Bar-Bereich. Hier ist der Verfall mit am stärksten sichtbar.
Sicherlich weit über 100 Zimmer befinden sich im Hotel, das sieht man schon von außen. Und von allen Zimmern muss man einen unglaublichen Blick auf den Tegernsee haben, auf die Ausläufer der bayerischen Alpen, den Wallberg und die ersten Gipfel des Rofan-Gebirges am Achensee. Die Lage ist wirklich äußerst gut, das Hotel sieht man von jedem anderen Ufer. Wenn die Sonne untergeht, ist es der letzte Punkt des Westufers, der im goldenen Abendlicht noch glüht.
Doch irgendetwas stimmt hier nicht. Das Hotel, das prominenter kaum gelegen sein könnte, ist nur noch eine leere Fassade. Während außen herum große Namen immer weiter expandieren und fleißig am fünften Stern arbeiten, geht im Lederer am See nur noch der alte Hotelier Lederer selbst ein und aus. Die Scheiben des Salons sind angeschlagen, ein 3 Meter hoher Berg aus alten, knallorangenen Poolstühlen stapelt sich im Innenhof. Das letzte der ehemaligen, hoteleigenen Trettboote in Form eines Schwans liegt umgekippt im ehemaligen Hotelgarten, den Schnabel wortwörtlich in den Sand gesteckt.
Doch wie kann das sein? Drehen wir die Zeit mal etwas zurück.
Das Restaurant und der Frühstücksbereich mit Blick auf den See.
Das Hotel Lederer am See hieß nicht immer Hotel Lederer am See. Gebaut wurde es als „Kurhaus Hanslbauer“, um 1890 in der ersten Aufschwungphase des Alpentourismus.
Ja, am Tegernsee gab es tatsächlich Erdöl. Allerdings war es wohlriechend und von heilender Natur.
Wiessee war zuvor nur ein kleines Dorf mit 300 Einwohnern gewesen. Leben und Trubel fanden am Tegernsee auf der anderen Seeseite, wo das Schloss mit seiner Brauerei und dem beliebten Braustüberl stand, statt. Die Wiesseer Seite war noch ländlich, nur kleine Feldwege führten zu den wenigen Höfen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts fingen einige motivierte Investoren jedoch an, an jedem Westufer nach Erdöl zu bohren - der weltweite Erdölboom inspirierte sie dazu. Doch statt Erdöl spritzte ihnen warmes, stinkendes Wasser entgegen. Sie hatten eine Jod-Schwefel-Quelle gefunden. Später sollten Messungen ergeben, dass diese Quelle mit Abstand die höchsten Jod-Werte in ganz Europa aufwies. Bald wurde dort ein Jodschwefelheilbad errichtet. Wiessee war DAS neue Ding unter der Münchner Oberschicht und zog bald Touristen aus ganz Europa an. Und hieß bald nicht mehr "Wiessee", sondern „Bad Wiessee“.
Hotels mussten her. So wurde der historische Ortskern Richtung Norden um ein touristisches Neubauviertel, einen Kurpark, eine Seepromenade und weitere Kultureinrichtungen erweitert. Hierbei entstand auch das Kurhaus Hanslbauer auf der nördlichen Hälfte der Wiesseer Halbinsel.
Das Hallenbad.
Der Beitrag ist mit Vorsicht zu genießen. In der Vergangenheit wurde mehrfach festgestellt, dass diesem User potentiell Lebenserfahrung zur Erlangen der nötigen Weisheit fehlt, sich hier im Forum einzubringen. Diese Lebenserfahrung wird aktuell aufgeholt, aber wie immer ist es ein Prozess. Derweil sind die Beiträge stets durch lebenserfahrenere Forenmitglieder einzuordnen.
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