Seit Jahren arbeitet eine kleine, aktive Gruppe der ADFM (Association Découverte de la Fortification Messine) unter der Leitung ihres langjährigen Vorsitzenden Raymond Decker an der Wiederherstellung ehemaliger Einrichtungen der Feste Wagner. Erstes Ziel war die Wiederinstandsetzung der beiden Panzerbatterien. Bei allen 8 Türmen, also bei der 4 x 10-cm-Kanonenbatterie und bei der 4 x 15-cm- Haubitzbatterie fehlten nicht nur die Geschützrohre, sondern auch die mit den Panzerkuppeln fest verbundenen Lafetten und die gesamte Turmtechnik. Nur die leeren Panzerkuppeln deckten die Turmschächte.
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Bild 1: Der völlig leere Turmschacht einer der 4 x 10-cm-Panzerturmkanonen. [Wernet 2003]
Heute sind alle 8 Geschütztürme wieder in ihrem alten Zustand.
Wie kam es dazu?
Gehen wir zurück ins Jahr 2002: Die ADFM bekam nach langem Gezerre vom abziehenden Militär die Genehmigung, aus den frei werdenden Festen Panzertürme auszubauen und sie auf der Feste Wagner zu reinstallieren.
Die 10-cm-Panzerturmbatterie
Begonnen wurde zunächst mit dem Wiederaufbau der 4 x 10-cm-Batterie. Der erste Turm kam aus der Feste Lothringen. Im Jahr 2003 begann ein kleines Team mit der Demontage. Man verfügte zunächst über keinerlei Erfahrungen und musste sich erst langsam an die neue Materie herantasten. Parallel dazu waren nicht nur die Transportmöglichkeiten, sondern auch ein Autokran zu organisieren, der die ausgebauten Türme von der Gebäudedecke auf den Tieflader und am Ziel auf der Decke der 10-cm-Batterie in die Turmschächte hob. Beide, Kran und Tieflader hatten aber mit nur ungenügend befestigten, teils schlammigem Untergrund zurechtzukommen.
Sie mussten ja jeweils bis an die Gebäudekanten heranfahren. Dazu mussten u. a. dichtes Strauchwerk und einige Robinien entfernt werden. Das alles kostete viel Zeit. Große Schwierigkeiten bereitete vor der eigentlichen Demontage des Turms das Ausbauen des schweren Geschützrohrs: Allein das Ablassen des enorm schweren und sperrigen Teils im engen Turmschacht war äußert mühsam. Im November 2003 waren schließlich alle Teile der Turmmechanik ausgebaut.
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Bild 2: Der jetzt leere Turmschacht in der Feste Lothringen
[ADFM November 2003]
Parallel dazu musste in der Feste Wagner die leere Kuppel aus ihrer Turmkalotte gehoben und zur Seite geschafft werden. Sie wurde später abtransportiert und in den jetzt offenen Turmschacht der Feste Lothringen wieder eingesetzt.
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Bild 3: Mit Hebeln wird die leere Kuppel zunächst aus ihrer Kalotte gehoben und auf Rundhölzer gesetzt. [Wernet April 2004]
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Bild 4: Die leere Kuppel ist angehoben und ruht auf Rundhölzern.
Eine leichte Laufkatze ist montiert. Sie dient zum Ablassen der Einzelteile der Turmmechanik, die bereits auf der Batteriedecke zwischengelagert sind. Im Vordergrund die neue Pivotsäule. [ADFM 2004]
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Bild 5: Das Geschützrohr und weitere Teile der Turmmechanik.
Im Hintergrund die äußere linke Panzerkuppel. [Wernet April 2004]
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Bild 6: Die aus der Feste Lothringen entnommene Panzerkuppel hängt mit ihrer Lafette noch am Kranhaken, kurz vor dem Einschwenken in den leeren Turmschacht. [ADFM Juli 2004]
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Bild 7: Der äußerlich fertige 10-cm-Turm im Mai 2005.
Im Hintergrund die beiden leeren Panzerkuppeln. [Wernet 2005]
Der Plan war damals, nur einen 10-cm-Kanonenturm und einen 15-cm-Haubitzturm zu transferieren. Erst 5 Jahre später entschied man sich, auch die übrigen drei 10-cm-Türme zu versetzen. Die Demontage der Türme und der Geschützrohre erfolgte in den Jahren 2010 bis 2013 jetzt auf der Feste Kaiserin. Am 7. Juli 2013 wurden alle drei auf einem Tieflader zur Feste Wagner abtransportiert und dort mit dem Autokran in die jetzt offenen Turmschächte abgesenkt. Mitte 2014 waren dann alle Türme fertig eingebaut.
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Bild 8: Die 10-cm-Panzerturmbatterie heute mit ihren 4 fertiggestellten Kanonentürmen. [Wernet 2019]
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Bild 9: Die untere Ebene eines der liebevoll und aufwendig restaurierten 10-cm-Panzertürme. [Wernet 2019]
Die 4 x 15-cm-Panzerhaubitzbatterie
Der Wiederaufbau der 4 x 15-cm-Panzerhaubitzbatte-rie begann zunächst mit zwei Türmen: Im Frühjahr 2006 die Demontage auf der Feste Kaiserin und bereits am 5. und am 20. Juli ihr Abtransport und Ablassen in die Turmschächte der Feste Wagner.
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Bild 10: Vor der Haubitzbatterie der Feste Kaiserin:
Der erste, bereits abgelassene Turm, noch mit Rohr und Pivotsäule. Vor dem Abtransport mussten die beiden Turmteile noch demontiert werden. [Wernet, 5. Juli 2006]
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Bild 11: Detail: Das Bodenstück des Haubitzrohrs [Wernet 5. Juli 2006]
Erst 3 Jahre später zwischen Februar und Juni 2009 erfolgte dann die Demontage der restlichen zwei Türme.
Beide kamen dann im selben Jahr, am 21. Oktober, an ihren neuen Bestimmungsort.
Die Feste erhält wieder Strom
Endlich, am 11. März 2010, erhielt die Feste wieder Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Damit ging die Zeit der Führungen mit improvisierter Beleuchtung über Notstromaggregate und Handlampen zu Ende. In emsiger Arbeit wurden jetzt Leitungen verlegt, Sicherungskästen sowie Lampen installiert und Schalter gesetzt. Heute sind nicht nur die beiden Panzerturmbatterien, sondern auch der begehbare Teil des Infanteriewerks Avigy und des Stützpunkts Seille hell beleuchtet.
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Bild 12: Ein Blick in den neu gestrichenen und hell beleuchteten Gefechtsgang der 4 x 10-cm-Batterie.
Alte Minimax Feuerlöscher, zwei Reservegeschützrohre, eine wieder instand gesetzte Originalhandbelüftung und eine Originalalarmklingel vermitteln einen authentischen Eindruck. [Wernet 2019]
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Bild 13: Detail: Erst hier erkennt man die eindrucksvollen Dimensionen des 10-cm-Kanonenrohrs. [Wernet 2019]
Das Kraftwerk
Bis zum Jahr 1918 versorgten 7 Siemens/Deutz Generatoren das Werk mit Strom. Vermutlich während des 2. Weltkriegs – das genaue Datum ist leider unbekannt - wurden die Maschinen abgebaut und verschrottet. Bis 2018 boten die beiden leeren Maschinenhallen am linken Flügel der 15-cm-Haubitzbatterie einen trostlosen Anblick.
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Bild 14: So sah die vordere der beiden Maschinenhallen noch 1996 aus…[Wernet 1996]
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Bild 15: …und so zu Beginn der Arbeiten 2016. [ADFM April 2016]
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Bild 16: Der vollständige, frisch gestrichene Maschinenraum heute. [Wernet 2019]
Heute ist ein Maschinenraum wieder vollständig restauriert: Die fehlenden Wandfliesen sind ersetzt, drei komplette Motor-Generatorsätze stehen wieder auf ihren frisch aufbetonierten Sockeln und die drei voll bestückten Marmorschalttafeln wieder an ihrem Platz.
Wie kam es dazu?
Ursprünglich standen die drei noch vollständigen Generatorsätze im Zwischenwerk Chesny Nord. Um sie vor Vandalismus und Zerstörung zu bewahren, hat die französische Armee unter Federführung von Philippe Truttmann senior 1976 entschieden, die Maschinen abzubauen, und sie im ehemaligen Munitionsmagazin des Maginotwerks „Simserhof“ (Festungsabschnitt Rohrbach) wieder aufzubauen.
Aus der Sicht von Festungsforschern wurde das Maginotwerk bedauerlicherweise umgebaut und für Interessierte unzugänglich gemacht. Nur im vorderen Teil werden Touristen mit einer automatisierten Bahn um einen Rundkurs gekarrt. Die Sammlungen im Munitionsmagazin blieben davon ausgeschlossen. Der Gedanke, ob man nicht diese Motoren bekommen und in der Feste Wagner wieder aufstellen könnte, lag nahe. Vorbesprechungen und ein erster Orientierungsbesuch fanden am 25. Februar 2014 statt. Nach wie vor befanden sich die Generatorsätze im Besitz des französischen Militärs. Der Antrag auf Übernahme landete schließlich an höchster Stelle beim
Verteidigungsminister Le Drian. Er gab im Juni 2014 die Genehmigung zum Abtransport.
Es folgte ein mühsames Zerlegen der Maschinen in auf PKW Anhängern tranportable Teile in den Monaten Mai und Juni 2015. Erst als das Werk Simserhof jahreszeitlich für Touristen geschlossen war, konnte im Dezember des selben Jahres das Verladen zuerst auf PKW Anhänger und dann außerhalb des Werks auf LKWs erfolgen.
Allerdings, die drei Marmorschalttafeln fehlten – sie waren schlicht abhandengekommen. Sie konnten schließlich, achtlos im Gras liegend, bei einem Alt-Militaria Händler sichergestellt werden. Der Rest war dann eine jahrelange Fleißarbeit, die erst zum Ende des Jahres 2018 abgeschlossen werden konnte.
Wir haben die Feste nach längerer Zeit wieder im Januar 2019 besucht. Obwohl wir das Werk eigentlich gut kennen (siehe unser Buch „Die Feste Wagner“), waren wir überrascht, welche Veränderungen wir antrafen. Einen Teil der beschriebenen Restaurationen kannten wir bereits, anderes war uns neu. Auch das völlig von Wildwuchs befreite Oberdeck des Infanteriewerks Avigy mit seinen jetzt erst richtig im Zusammenhang erkennbaren weitläufigen Infanteriestellungen war neu für uns. Neu war auch der noch im Aufbau befindliche Empfangspavillon mit einer künftigen barrierefreien Toilette für Besucher.
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Bild 17: Der noch unfertige Empfangspavillon mit angehängtem Toilettentrakt; im Vordergrund die Pflanzung einer Gedenkeiche für den verstorbenen Pierre Jager. Er war ein ungewöhnliches technisches Improvisationstalent und mit seinem Einfallsreichtum unverzichtbar bei allen Demontagen und Wiederaufbauten. [ADFM 2018]
Als Fazit kann und muss gesagt werden: Ein Besuch oder gar einen erneuten Besuch der Feste Wagner lohnt sich in jedem Fall.
Besuchszeiten unter: sudmessin.fr/uploads/documents…plaquette_fort_wagner.pdf
Kontaktadresse: Raymond Decker (er spricht deutsch)
Mail: radecker@club-internet.fr,
Tel. 0033-3 87 52 76 91 oder Handy: 06 85 25 47 68
Liebe Festungs- und Bunkerfreunde,
die Zahl der Besucher der Feste Wagner in Metz, dem einzigen Werk der ehemaligen deutschen Großfestung, das offiziell besucht werden kann, hat dramatisch nachgelassen. Das ist schade, zumal die französische Organisation ADFM in den vergangenen Jahren Außerordentliches geleistet hat, um Besuchern ein umfassendes Bild zu vermitteln, wie die alten Werke in der Kaiserzeit ausgesehen haben.
Näheres entnehmt bitte obenstehenden Bericht, der gerne an Interessierte weiterleitet werden kann.
Bei Fragen oder Anregungen könnt ihr Euch gerne an uns wenden:
Inge und Dieter Wernet, St. Vith / Belgien, idwe@skynet.be
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Bild 1: Der völlig leere Turmschacht einer der 4 x 10-cm-Panzerturmkanonen. [Wernet 2003]
Heute sind alle 8 Geschütztürme wieder in ihrem alten Zustand.
Wie kam es dazu?
Gehen wir zurück ins Jahr 2002: Die ADFM bekam nach langem Gezerre vom abziehenden Militär die Genehmigung, aus den frei werdenden Festen Panzertürme auszubauen und sie auf der Feste Wagner zu reinstallieren.
Die 10-cm-Panzerturmbatterie
Begonnen wurde zunächst mit dem Wiederaufbau der 4 x 10-cm-Batterie. Der erste Turm kam aus der Feste Lothringen. Im Jahr 2003 begann ein kleines Team mit der Demontage. Man verfügte zunächst über keinerlei Erfahrungen und musste sich erst langsam an die neue Materie herantasten. Parallel dazu waren nicht nur die Transportmöglichkeiten, sondern auch ein Autokran zu organisieren, der die ausgebauten Türme von der Gebäudedecke auf den Tieflader und am Ziel auf der Decke der 10-cm-Batterie in die Turmschächte hob. Beide, Kran und Tieflader hatten aber mit nur ungenügend befestigten, teils schlammigem Untergrund zurechtzukommen.
Sie mussten ja jeweils bis an die Gebäudekanten heranfahren. Dazu mussten u. a. dichtes Strauchwerk und einige Robinien entfernt werden. Das alles kostete viel Zeit. Große Schwierigkeiten bereitete vor der eigentlichen Demontage des Turms das Ausbauen des schweren Geschützrohrs: Allein das Ablassen des enorm schweren und sperrigen Teils im engen Turmschacht war äußert mühsam. Im November 2003 waren schließlich alle Teile der Turmmechanik ausgebaut.
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Bild 2: Der jetzt leere Turmschacht in der Feste Lothringen
[ADFM November 2003]
Parallel dazu musste in der Feste Wagner die leere Kuppel aus ihrer Turmkalotte gehoben und zur Seite geschafft werden. Sie wurde später abtransportiert und in den jetzt offenen Turmschacht der Feste Lothringen wieder eingesetzt.
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Bild 3: Mit Hebeln wird die leere Kuppel zunächst aus ihrer Kalotte gehoben und auf Rundhölzer gesetzt. [Wernet April 2004]
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Bild 4: Die leere Kuppel ist angehoben und ruht auf Rundhölzern.
Eine leichte Laufkatze ist montiert. Sie dient zum Ablassen der Einzelteile der Turmmechanik, die bereits auf der Batteriedecke zwischengelagert sind. Im Vordergrund die neue Pivotsäule. [ADFM 2004]
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Bild 5: Das Geschützrohr und weitere Teile der Turmmechanik.
Im Hintergrund die äußere linke Panzerkuppel. [Wernet April 2004]
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Bild 6: Die aus der Feste Lothringen entnommene Panzerkuppel hängt mit ihrer Lafette noch am Kranhaken, kurz vor dem Einschwenken in den leeren Turmschacht. [ADFM Juli 2004]
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Bild 7: Der äußerlich fertige 10-cm-Turm im Mai 2005.
Im Hintergrund die beiden leeren Panzerkuppeln. [Wernet 2005]
Der Plan war damals, nur einen 10-cm-Kanonenturm und einen 15-cm-Haubitzturm zu transferieren. Erst 5 Jahre später entschied man sich, auch die übrigen drei 10-cm-Türme zu versetzen. Die Demontage der Türme und der Geschützrohre erfolgte in den Jahren 2010 bis 2013 jetzt auf der Feste Kaiserin. Am 7. Juli 2013 wurden alle drei auf einem Tieflader zur Feste Wagner abtransportiert und dort mit dem Autokran in die jetzt offenen Turmschächte abgesenkt. Mitte 2014 waren dann alle Türme fertig eingebaut.
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Bild 8: Die 10-cm-Panzerturmbatterie heute mit ihren 4 fertiggestellten Kanonentürmen. [Wernet 2019]
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Bild 9: Die untere Ebene eines der liebevoll und aufwendig restaurierten 10-cm-Panzertürme. [Wernet 2019]
Die 4 x 15-cm-Panzerhaubitzbatterie
Der Wiederaufbau der 4 x 15-cm-Panzerhaubitzbatte-rie begann zunächst mit zwei Türmen: Im Frühjahr 2006 die Demontage auf der Feste Kaiserin und bereits am 5. und am 20. Juli ihr Abtransport und Ablassen in die Turmschächte der Feste Wagner.
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Bild 10: Vor der Haubitzbatterie der Feste Kaiserin:
Der erste, bereits abgelassene Turm, noch mit Rohr und Pivotsäule. Vor dem Abtransport mussten die beiden Turmteile noch demontiert werden. [Wernet, 5. Juli 2006]
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Bild 11: Detail: Das Bodenstück des Haubitzrohrs [Wernet 5. Juli 2006]
Erst 3 Jahre später zwischen Februar und Juni 2009 erfolgte dann die Demontage der restlichen zwei Türme.
Beide kamen dann im selben Jahr, am 21. Oktober, an ihren neuen Bestimmungsort.
Die Feste erhält wieder Strom
Endlich, am 11. März 2010, erhielt die Feste wieder Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Damit ging die Zeit der Führungen mit improvisierter Beleuchtung über Notstromaggregate und Handlampen zu Ende. In emsiger Arbeit wurden jetzt Leitungen verlegt, Sicherungskästen sowie Lampen installiert und Schalter gesetzt. Heute sind nicht nur die beiden Panzerturmbatterien, sondern auch der begehbare Teil des Infanteriewerks Avigy und des Stützpunkts Seille hell beleuchtet.
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Bild 12: Ein Blick in den neu gestrichenen und hell beleuchteten Gefechtsgang der 4 x 10-cm-Batterie.
Alte Minimax Feuerlöscher, zwei Reservegeschützrohre, eine wieder instand gesetzte Originalhandbelüftung und eine Originalalarmklingel vermitteln einen authentischen Eindruck. [Wernet 2019]
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Bild 13: Detail: Erst hier erkennt man die eindrucksvollen Dimensionen des 10-cm-Kanonenrohrs. [Wernet 2019]
Das Kraftwerk
Bis zum Jahr 1918 versorgten 7 Siemens/Deutz Generatoren das Werk mit Strom. Vermutlich während des 2. Weltkriegs – das genaue Datum ist leider unbekannt - wurden die Maschinen abgebaut und verschrottet. Bis 2018 boten die beiden leeren Maschinenhallen am linken Flügel der 15-cm-Haubitzbatterie einen trostlosen Anblick.
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Bild 14: So sah die vordere der beiden Maschinenhallen noch 1996 aus…[Wernet 1996]
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Bild 15: …und so zu Beginn der Arbeiten 2016. [ADFM April 2016]
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Bild 16: Der vollständige, frisch gestrichene Maschinenraum heute. [Wernet 2019]
Heute ist ein Maschinenraum wieder vollständig restauriert: Die fehlenden Wandfliesen sind ersetzt, drei komplette Motor-Generatorsätze stehen wieder auf ihren frisch aufbetonierten Sockeln und die drei voll bestückten Marmorschalttafeln wieder an ihrem Platz.
Wie kam es dazu?
Ursprünglich standen die drei noch vollständigen Generatorsätze im Zwischenwerk Chesny Nord. Um sie vor Vandalismus und Zerstörung zu bewahren, hat die französische Armee unter Federführung von Philippe Truttmann senior 1976 entschieden, die Maschinen abzubauen, und sie im ehemaligen Munitionsmagazin des Maginotwerks „Simserhof“ (Festungsabschnitt Rohrbach) wieder aufzubauen.
Aus der Sicht von Festungsforschern wurde das Maginotwerk bedauerlicherweise umgebaut und für Interessierte unzugänglich gemacht. Nur im vorderen Teil werden Touristen mit einer automatisierten Bahn um einen Rundkurs gekarrt. Die Sammlungen im Munitionsmagazin blieben davon ausgeschlossen. Der Gedanke, ob man nicht diese Motoren bekommen und in der Feste Wagner wieder aufstellen könnte, lag nahe. Vorbesprechungen und ein erster Orientierungsbesuch fanden am 25. Februar 2014 statt. Nach wie vor befanden sich die Generatorsätze im Besitz des französischen Militärs. Der Antrag auf Übernahme landete schließlich an höchster Stelle beim
Verteidigungsminister Le Drian. Er gab im Juni 2014 die Genehmigung zum Abtransport.
Es folgte ein mühsames Zerlegen der Maschinen in auf PKW Anhängern tranportable Teile in den Monaten Mai und Juni 2015. Erst als das Werk Simserhof jahreszeitlich für Touristen geschlossen war, konnte im Dezember des selben Jahres das Verladen zuerst auf PKW Anhänger und dann außerhalb des Werks auf LKWs erfolgen.
Allerdings, die drei Marmorschalttafeln fehlten – sie waren schlicht abhandengekommen. Sie konnten schließlich, achtlos im Gras liegend, bei einem Alt-Militaria Händler sichergestellt werden. Der Rest war dann eine jahrelange Fleißarbeit, die erst zum Ende des Jahres 2018 abgeschlossen werden konnte.
Wir haben die Feste nach längerer Zeit wieder im Januar 2019 besucht. Obwohl wir das Werk eigentlich gut kennen (siehe unser Buch „Die Feste Wagner“), waren wir überrascht, welche Veränderungen wir antrafen. Einen Teil der beschriebenen Restaurationen kannten wir bereits, anderes war uns neu. Auch das völlig von Wildwuchs befreite Oberdeck des Infanteriewerks Avigy mit seinen jetzt erst richtig im Zusammenhang erkennbaren weitläufigen Infanteriestellungen war neu für uns. Neu war auch der noch im Aufbau befindliche Empfangspavillon mit einer künftigen barrierefreien Toilette für Besucher.
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Bild 17: Der noch unfertige Empfangspavillon mit angehängtem Toilettentrakt; im Vordergrund die Pflanzung einer Gedenkeiche für den verstorbenen Pierre Jager. Er war ein ungewöhnliches technisches Improvisationstalent und mit seinem Einfallsreichtum unverzichtbar bei allen Demontagen und Wiederaufbauten. [ADFM 2018]
Als Fazit kann und muss gesagt werden: Ein Besuch oder gar einen erneuten Besuch der Feste Wagner lohnt sich in jedem Fall.
Besuchszeiten unter: sudmessin.fr/uploads/documents…plaquette_fort_wagner.pdf
Kontaktadresse: Raymond Decker (er spricht deutsch)
Mail: radecker@club-internet.fr,
Tel. 0033-3 87 52 76 91 oder Handy: 06 85 25 47 68
Liebe Festungs- und Bunkerfreunde,
die Zahl der Besucher der Feste Wagner in Metz, dem einzigen Werk der ehemaligen deutschen Großfestung, das offiziell besucht werden kann, hat dramatisch nachgelassen. Das ist schade, zumal die französische Organisation ADFM in den vergangenen Jahren Außerordentliches geleistet hat, um Besuchern ein umfassendes Bild zu vermitteln, wie die alten Werke in der Kaiserzeit ausgesehen haben.
Näheres entnehmt bitte obenstehenden Bericht, der gerne an Interessierte weiterleitet werden kann.
Bei Fragen oder Anregungen könnt ihr Euch gerne an uns wenden:
Inge und Dieter Wernet, St. Vith / Belgien, idwe@skynet.be