BW: Nachtleuchtende Farbe

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Es gibt 13 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von toeppi.

  • BW: Nachtleuchtende Farbe

    Guten Abend zusammen.

    Mein Vater hat hier oben unter einer ehemaligen Bundeswehrkaserne einen kleinen Bunker angemietet, den er als Fotostudio benutzt. Neulich waren wir gemeinsam da, und eine Sache hat mich fasziniert: In den Gängen/im Bunker selbst war bei Dunkelheit immer die grüne nachleuchtende Farbe zu sehen, die immer als Streifen an der Wand und um alle Türen herum angebracht war. Ich finde das sieht total hammer aus! Nachts, wenn ich z.B. nochmal aufs Klo muss, wecke ich meistens das ganze Haus auf, weil ich in der Dunkelheit nischts sehe. Jetzt wäre es meiner Meinung nach eine gelungene Kombi aus Nutzwert und schöner Dekoration für mein Zimmer, wenn ich auch solche Streifen auftragen würde. Bisher ist mir diese Farbe ins Auge gefallen:LINK

    Meine Frage: habt ihr Erfahrung mit solchen Farben, wenn ja, könnt ihr Produkte empfehlen? Irgendwer ne Ahnung welche Art von Farben die Bundeswehr benutzt?

    Lieben Gruß und vielen Dank für alle möglichen Antworten
    Anton
    Totaler Bunkerbekloppter. Und, Fan von verlassenen Eisenbahngebäuden. Und mehr.
  • Dass dürfte dann aber teuer werden. Um die Farbe gibt es einen heiden Aufstand, da sie angeblich Krebserregend ist. Dass liegt an dem geringen radioaktiven Bestandteilen.
    Teuer, da Du ja schon einiges an Farbe brauchst und die handelsüblichen Mengen ja nicht grade ergibig sind.

    Wenn Du es etwas günstiger haben willst, dann hol Dir dass BW-Leuchtband. Da kosten 10 Meter um die 12 Euro. Hat in Etwa den gleichen Effekt.
    Der einzige leichte Tag war Gestern!
  • Diese leuchtende Farbe habe ich auch schon öfters in BW-Bunkern gesehen. Dass diese Farbe krebserregend ist wusste ich auch nicht. Na gottseidank halte ich mich ja meistens immer nur relativ kurz in solchen Bunkern auf. Aber was ist mit den BW-Soldaten, die da ganze Nächte etc. verbringen mussten ?
  • siegfried-kremer schrieb:

    Aber was ist mit den BW-Soldaten, die da ganze Nächte etc. verbringen mussten ?

    Wenn ich das in den Artikel richtig gelesen habe geht es wohl um die Farbe die vor 2000 verwendet wurde. Allerdings gehts hauptsächlich um die Instrumentenfarbe.

    Ich mache mir da aber keine Sorgen. Bin eh schon verstrahlt :)

    Hier mal der Artikel vom SPIEGELNr 41/2004

    MILITÄR

    Hundertfaches Risiko
    Von Ludwig, Udo und Verbeet, Markus

    Die Bundeswehr verwendete jahrzehntelang radioaktive Leuchtfarbe. Zehntausende Soldaten wurden womöglich verstrahlt.

    Mit allem hatte Richard Grund gerechnet: damit, dass er bei einem Lufttransport abstürzt, oder damit, dass er bei einem Auslandseinsatz umkommt. Doch die Gefahr, da ist sich der
    Bundeswehr-Oberfeldwebel im Ruhestand heute sicher, lauerte in Wahrheit an anderer Stelle.
    "Diese Schalter und Schilder im Cockpit, die haben doch fast alle gestrahlt", sagt der Flugzeugmechanikermeister. Die Instrumente der Maschinen hätten Techniker mit radioaktiver Leuchtfarbe bemalt, damit die Piloten im Dunkeln den Überblick behielten. Und diese Farbe habe seinen Hirntumor entstehen lassen, der seine rechte Gesichtshälfte gelähmt und ihm sein Gehör genommen habe. "In meinem Behindertenausweis ist ein H eingetragen", sagt Grund, 61. "H für hilflos." Zehntausende seiner Kameraden sind bis heute ahnungslos. Jahrzehntelang nutzte die Bundeswehr radioaktive Leuchtfarbe für die Instrumente und Schalter von Panzern, Schiffen, Gefechtsständen. "Es handelt sich um eine gigantische Strahlenbelastung", sagt der Strahlenmediziner Bernd Ramm von der Berliner Charité. Folge sei ein hundertfach erhöhtes Krebsrisiko. Die Leuchtfarbe, eine zähflüssige, weiße Masse, enthält das radioaktive Radium 226, dessen Halbwertszeit 1600 Jahre beträgt. Strahlenmediziner Ramm: "Eine Dose Leuchtfarbe hat ungefähr dieselbe Strahlendosis wie ein Bündel Radiumnadeln, das wir vor kurzem in der Klinik entsorgen mussten." Dieses Bündel habe die Klinik wegen der Strahlenschutzvorschriften in einen Tresor stecken müssen, der 15 Zentimeter dicke Wände aus Blei hat - und in einem abgeschlossenen Raum steht. Zur Beförderung habe es dann eines Spezialtransporters bedurft. Die Bundeswehr aber habe seit ihrer Gründung den strahlenden Stoff recht sorglos benutzt, berichten ehemalige Soldaten. Sie hätten sich die Leuchtfarbe einfach aus Materiallagern holen können, wo sie ohne einen Warnhinweis gestanden habe - als wäre es einfache Wandfarbe. Besonders gefährlich wurde es, wenn Schalter an Bundeswehrgeräten neu zu streichen waren. In einem Gutachten der Strahlenmessstelle Süd der Bundeswehr wird der Arbeitsablauf beschrieben: "Die alte Farbe wurde abgekratzt beziehungsweise abgeschmirgelt. Alte Reste und Staub wurden weggepustet" - und eingeatmet. Der Leiter der Strahlenmessstelle schrieb einem Opfer im Juli: "Ich finde es erschreckend." Dabei hatte der Experte vor allem die Strahlenbelastung berücksichtigt, die beim Entfernen und Auftragen der Farbe entstand. Nach einer neuen Studie aber waren auch diejenigen Soldaten in Gefahr, die mit bloßen Händen solche Schalter anfassten - oder ihnen einfach nur, etwa in einem Cockpit, auf engstem Raum sehr nahe kamen. "Als Ausbilder war ich fast täglich im Cockpit und habe den Rekruten alles erklärt", sagt Flugzeugmechaniker Grund. Die 90 Schalter und Instrumente im Cockpit des Transportflugzeugs "Noratlas" etwa. Zwölf Jahre lang war Grund Soldat. Mit seinen Kameraden hat er eine "Noratlas" als Museumsstück am Standort Penzing aufgestellt. Nur das Cockpit darf neuerdings niemand mehr betreten: Nachdem radioaktive Strahlung gemessen wurde, ließ die Bundeswehr es umgehend sperren. "Aber genau dort habe ich doch über Jahre gearbeitet", sagt Grund. Welchen Strahlungsdosen Soldaten ausgesetzt waren, hat der Physiker Günter Golde von der Charité jetzt untersucht. In einem Gutachten, verfasst im Auftrag von Geschädigten, kommt der Strahlenexperte zu dem Schluss, dass ein Pilot oder ein Mechaniker durch häufiges Anfassen der Schalter in einem Jahr etwa so stark verstrahlt worden sein könnte wie ein Soldat beim einmaligen Auftragen der Farbe. In solchen Fällen müsse damit gerechnet werden, dass der Betroffene der 273fachen Strahlendosis ausgesetzt gewesen sei, die nach der gegenwärtigen Schutzverordnung einem Normalbürger zugemutet werden darf. "Selbst bei nur einer Malaktion", schreibt der Gutachter, "ergibt sich eine Erkrankungswahrscheinlichkeit für Krebs von fünf Prozent." Die Bundeswehr bestreitet nicht, dass Radiumleuchtfarbe höchst gefährlich ist. Doch schon seit 1963 hätten deshalb nur noch Spezialfirmen die Farbe auftragen dürfen; bereits drei Jahre später sei angeordnet worden, radiumhaltige Farbe künftig nicht mehr zu verwenden und alle bemalten Instrumente "berührungssicher" abzudecken. 1980 sei dann die Anweisung erfolgt, auch diese Gegenstände "auszusondern und als radioaktiven Abfall zu beseitigen". Wenn Soldaten gegenteilige Erfahrungen schilderten, müsse es sich um Einzelfälle handeln. Dass etwa noch nach 1980 Einzelteile mit radiumhaltiger Leuchtfarbe in den Depots lagerten, sei freilich in der Bundeswehr "wie in jeder Großorganisation nicht gänzlich auszuschließen". Allerdings: Das Problem war dem Luftwaffenunterstützungskommando so wichtig, dass es im März 2001 ein Schreiben, "VS - nur für den Dienstgebrauch", verschickte. Darin wird die aktuelle Lage geschildert: "Tatsächlich werden noch immer Radiumleuchtfarbe auf Material und Artikel mit nicht berührungssicher abgedeckter radioaktiver Leuchtfarbe beanstandet." Weiter heißt es: "Wiederholt wurden Artikel aufgefunden, bei denen Radiumleuchtfarbe lediglich überstrichen wurde." Doch eine groß angelegte Untersuchung hält die Bundeswehr bisher nicht für erforderlich - und auch deshalb sagt der Vorsitzende vom "Bund zur Unterstützung Radargeschädigter", Peter Rasch, dass sich Geschichte wiederhole. Vor drei Jahren sei es mit den Radarstrahlen ähnlich gewesen: Zunächst streite die Bundeswehr-Führung alles ab, dann gestehe sie einige Probleme ein, um irgendwann einzelne Krankheitsfälle anzuerkennen. Der Radargeschädigten-Bund kämpft seit Jahren um Entschuldigungen und Entschädigungen durch die Bundeswehr. Erst nach massivem Druck setzte der Bundestag eine so genannte Radarkommission ein. Mittlerweile ist unbestritten, dass die militärischen Radargeräte hunderten Soldaten schwere Schäden zugefügt haben. Die Berliner Anwaltskanzlei Geulen/ Klinger vertritt knapp tausend Radaropfer. "Was hier auf uns zukommt", meint Jurist Remo Klinger, "hat ganz andere Dimensionen, das sprengt den Rahmen der Radarproblematik bei weitem." Die Bundeswehr müsse sich auf hohe Schadensersatzforderungen einstellen. Der Radargeschädigten-Bund hat bereits eine Arbeitsgruppe für die Leuchtfarbenproblematik gebildet. Deren Leiter Heinz Dankenbring schätzt, dass "bis zu 50 000 Menschen" in Kontakt mit der gefährlichen Farbe gekommen sein könnten. Auf die Unterstützung der Bundeswehr konnten die ehemaligen Soldaten nach ihren Angaben bisher nicht zählen. "Wir müssen mühsam alle Informationen sammeln", sagt Rasch, "und bis wir sie haben, sind wieder viele gestorben."

    UDO LUDWIG, MARKUS VERBEET
    Der einzige leichte Tag war Gestern!
  • 1. Foto der Nachleuchtfarbe im Shop wurde unter Schwarzlicht aufgenommen. Hier ist also die Fluoreszenz und nicht die Phosphoreszenz zu sehen.
    2. Hab selbst alte Filmleinwand mit Nachleuchtfarbe beschichtet: gute Dia-Leinwand : UV-Laser schreiben am besten
    3. Als Lichtquelle recht schwach, besonders die billigeren Farben leuchten nur Minuten nach
    4. Nachleuchtspraydosen gibt bei MEG
    5. Die Profiquali für Flugzeugnotausstiege ( Leuchtet angeblich 3 Tage) everglow.de
  • Cool, so siehts in unseren Bunkern auch aus :) Ich glaub ich fühl mich in Holland doch noch heimisch : D
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    "Zwar leben alle Menschen unter dem gleichen Himmel, jedoch haben nicht alle den gleichen Horizont!"
    (nach Konrad Adenauer)

    Für unsere Neuen und Alten ;)
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  • Es gibt Unterschiede bei den verwendeten Farben im Wandel der Zeit.
    Die alten Farben hatten meistens eine chemische Verbindung als Lichtspeicher, bei den neuen wurde dann ein radiaktiver, wenn auch schwach strahlender Stoff verwendet.
    Die Strahlung reicht aber nur wenige Zentimeter weit, oder ist bei Instrumenten durch eine Glasabdeckung abgeschirmt.

    Bei beiden Arten gilt aber, sie sind toxisch....also nicht von naschen! 8|

    Gruß Jürgen
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