Ausweichsitz der Landesregierung Rheinland-Pfalz

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    Es gibt 14 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von gt66.

    • Ausweichsitz der Landesregierung von Rheinland-Pfalz

      Als ich gestern diesen Beitrag sah, war das Programm für heute quasi festgelegt.
      Direkt mal für die 15:00 Uhr Führung in Alzey angemeldet und auch nicht an den 2€ Fotogebühr gegeizt.
      Wie sagte die Dame von der Führung so schön:"Was sie hier sehen ist Luftschutz-Light" Von daher war es nicht sooo das Erlebnis aber interessant fand ich es trotzdem.

      Der Bunker war zwischen 1980 und 1992 der Ausweichsitz der Landesregierung von Rheinland-Pfalz.
      Er bot Platz für ca. 200 Personen deren Hauptaufgabe das Sammeln und weitergeben von Informationen war. Politische Entscheidungen wären hier im Krisenfall nicht getroffen worden. (Alles in Allem blieb bei mir der Eindruck, dass man das Thema Zivilschutz in Deutschland nie wirklich ernst genommen hat.)

      Gebaut ist der Bunker unter der Sporthalle eines Gymnasiums. Die Räumlichkeiten sind daher teilweise als Umkleideräume und Lagerflächen genutzt. Interessant fand ich dass der Bunker über keine Küche verfügt. (diese ist zwar auf den Plänen ausgewiesen wurde aber nie als solche gebaut) Eigentlich war er darauf ausgelegt 200 Mann ca. 14 Tage autark zu beherbergen. Wie das ohne Verpflegung gehen soll weiß bis heute niemand ?(

      Hier ein paar Impressionen:
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      "...neuer Anstrich, ´n bisschen Unkraut zupfen und das ist wieder wie neu!"
      (Bruce Willis, Stirb Langsam 5, in Prypjat)

      http://www.betonrocker.eu/
    • ...und noch mehr...
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    • @Betonrocker:
      Zitat:
      Interessant fand ich dass der Bunker über keine Küche verfügt. (diese ist zwar auf den Plänen ausgewiesen wurde aber nie als solche gebaut) Eigentlich war er darauf ausgelegt 200 Mann ca. 14 Tage autark zu beherbergen. Wie das ohne Verpflegung gehen soll weiß bis heute niemand ?(
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      Wenn man sich das Bild (Karte 1) ansieht, da gibt es die Räume:

      010 - Vorratsraum
      011 - Speisesaal
      011 - Küche

      Also - ohne Mampf ... kein Kampf :P
      b.e.
      immer mehr ältere Menschen verschwinden im Internet, wenn sie ALT und ENTFERNEN drücken
    • Bei der Führung wurde erzählt, dass bei den NATO Übungen das Hausmeisterehepaar der Schule das Essen lieferte. Und teilweise auch ausserhalb des Bunkers gegessen wurde. (soviel zum Realistischen Szenario einer Übung)
      Es war auch eine Fotografie der "Dankesurkunde" für das gute Essen zu sehen.

      Wir sahen tatsächlich den Raum der als "Speisesaal" gekennzeichnet ist, dort ist die Jungen-Umkleide. Der Vorratsraum existiert nicht (was die Umkleide etwas geräumiger macht) und in der "Küche" sind die Duschen.
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    • Hi,
      bei diesen Wintex / Cimex Übungen war genug Verpflegung vorhanden. (eigene Erfahrung) :)
      Teilweise waren dort Minister und ähnliche Politiker an den Übungen vor Ort.
      Mir kann keiner erzählen, dass die dort ohne Verpflegung teilgenommen haben
      Vielleicht gabs Pizza to go oder ein MCD in der Nähe :D
      b.e.
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    • Ich habe noch etwas gefunden:
      Die armen Pfälzer :)
      In anderen Bundesländern war es anders :-))
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      Auch auf eine Küche hatte man im Landesbunker verzichtet. Gekocht wurde in der Großküche des Gymnasiums, angeliefert in Essenskübeln mit dem Handwagen. Eine ungewöhnliche Idee, die die Frage nach der Versorgungslücke im Kriegsfall einschließt. Der Wassertank wurde nach der Außerdienststellung der Anlage demontiert. Heute lagert ein beträchtlicher Vorrat Jodtabletten im größten Raum des Bunkers, der die Notversorgung der Bevölkerung nach einem Kraftwerksunfall des Atommeilers Biblis sicher stellen soll.
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      b.e.
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    • Ausweichsitz der Landesregierung Rheinland-Pfalz

      Dieses Objekt ist eigenntlich gar kein richtiger Lost Place, denn er wird einmal jährlich für Besucher geöffnet und wird teilweise als Archiv und Lager für verschiedene Behörden verwendet.

      Gemeint ist der Regierungsbunker der Landesregierung Rheinland-Pfalz. Der als Geheimprojekt in 1979 unter einer Turnhalle eines Alzeyer Gymnasiums erbaute Bunker sollte er im Kriegsfall ein Weiterregieren für 30 Tage ermöglichen.

      Richtig durchdacht war das ganze Projekt anscheinend nicht, denn schon 1992 wurde die 1.140 qm große Anlage wieder aufgegeben. Vielleicht liegt es auch daran, dass dieser Bunker für den Fall eines Atomangriffs gar nicht ausgelegt war.
      Heute wird diese Anlage unter anderem als Aktenarchiv und Lager für verschiedene Behörden genutzt und der Jodvorrat für den atomaren Notfall aller Gemeinden im Landkreis Alzey-Worms wird hier gelagert (Siehe Bild 3).

      Jedes Jahr Anfang November kann die Anlage besichtigt werden und gegen eine geringe Gebühr erhält man auch eine Fotoerlaubnis. Es war mal ganz nett, die Geschichte darüber zu hören, aber wirklich spannend war das ganze nicht. Vielleicht auch eher meine persönliche Meinung. Vielleicht machen die Ausführungen der Vortragenden auch ein bisschen nachdenklich....
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    • und noch ein paar...
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    • Naja, wir sprechen bei dem Schutzraum von einem Bauwerk im Grundschutz. Das bedeutet, es war zumindest gegen Trümmer- und Brandwirkung, gegen Strahlung sowie Kontamination durch chemischen und biologische Kampfstoffe geschützt.
      Was weitläufig als das Überleben eines Atomschlages bezeichnet wird, hängt immer von verschiedenen Faktoren ab. Die höchste mir bekannte westdeutsche Schutzklasse S9 hält einem Überdruck von 9bar Stand. Das bedeutet, dass das Überleben zunächst einmal von dem Aufschlagort (Entfernung zum Schutzbau) und der Sprengkraft der Waffe abhängig ist.
      Viele Bunkerkonzepte entstanden bis in die 1960er Jahre, als Trägersysteme noch unzureichende CEP (Treffgenauigkeit) von 500m+ hatten. Spätestens seit den 1980er Jahren waren Systeme mit CEP<100m und besser verfügbar, sodass der einzige Schutz eines Bunkers seine Geheimhaltung war, geht man davon aus, dass Raketenabwehrmaßnahmen gesättigt oder umgangen werden (siehe MIRV, MARV, Täuschkörper). Ein Direkttreffer hält kein normaler Bunker aus, hierfür müsste er enorm tief unter der Erde liegen.
      Man kann weiterhin davon ausgehen, dass sämtliche verbunkerten Standorte durch Nachrichtendienste aufgeklärt und somit bekannt waren. Ein Regierungschutzbau dürfte als strategisches Hochwertziel eingestuft worden sein.

      Ich vermute weiterhin , dass die Aufgabe der Anlage eher dem Ende des Kalten Krieges geschuldet sein dürfte, die Unterhaltskosten sind nicht geringfügig. Die Aufgabe fällt in ein Zeitfenster bis 1997, bis zu dem ein Großteil der Bunker in Ost und West aufgegeben wurden (Warnämter, GSVBwen, VRSt, und wie sie nicht alle heißen).

      Wie dem auch sei, das alles ist Geschichte und ich freue mich, wenn diese in solchen Bildern weiter lebt. Sehr schöne Aufnahmen.
    • Ein Weiterregieren nach Atomschlägen war ein zu diesen Zeiten in Ost- und Westdeutschland üblicher Trugschluss der Regierenden. Was hätte nach Atomschlägen in Europa noch regiert werden können? Wer sich nach heutigen Kenntnissen hierüber Gedanken macht, wird mit Erschrecken feststellen, dass vom "Schlachtfeld Europe" wohl nicht mehr viel übriggeblieben wäre - und solche "Schutzbauten" wohl niemals den Preis für deren Errichtung wert waren.
      Glücklicherweise hat ein Ernstfall nie stattgefunden und die aberwitzigen Ideen der damaligen Zeit sind heute an einigen Standorten zumindest zu besichtigen. Wer sich schon einmal die Standorte der Raketen in der damligen Zeit in Europa angesehen hat, der vermag sich ansatzweise verdeutlichen, was aus Europa im Falle eines Falles hätte werden können - wir standen tatsächlich nur einen winzigen Schritt vor der Katastrophe und das wohl weltweit. Eine räumliche Begrenzung von Auseinandersetzungen auf Europa war zwar angedacht, aber ganz sicher im Ernstfalle nicht praktikabel.
      Mich persönlich lassen derartige Bauwerke nicht nur nachdenklich werden, sondern Erschauern, da ich mit Sorge noch immer zu den Grossmächten blicke. Wir Menschen haben alles getan und jede Vorbereitung getroffen, um uns selbst auszurotten...

      Vielen Dank für Deine Eindrücke, ist ein klasse Beitrag.
      Geradlinig ist, wer seine Gedanken äussert und diese auch umsetzt.
    • Das ist tatsächlich die Frage: Wofür das Ganze?
      Aufrechterhalten der Illusion, tatsächlicher Glaube an eine Begrenzbarkeit der Auseinandersetzung, Verzweiflung?

      Der Wechsel von Massive Retaliation zu Flexible Response mag als Politikum vielleicht gut geklungen haben, führte tatsächlich jedoch nur dazu, dass Überlegungen über die Führbarkeit eines nuklearen Krieges konkreter wurde. Werden offiziell die Überlegungen über den geplanten flächendeckenden Einsatz von taktischen Kernwaffen durch die Alliierten auf deutschem Boden heutzutage in der Geschichtsschreibung als nicht zielführend dargestellt, muss man nur mal einen Blick auf Operationspläne werfen. Die Verteilung des Zebrapakets und der Einsatz von Waffen kurzer Reichweite in Verbindung mit der Verzögerungslinie Rhein machen deutlich, dass Westdeutschland als Hauptkriegsschauplatz selbst bei lokal begrenztem Einsatz von Atomwaffen weitestgehend verseucht und verwüstet worden wäre.
      Die Frage, ob solche Waffen eingesetzt worden wären, stellt sich aufgrund der konventionellen Überlegenheit der WP Staaten nicht. Nur durch den Einsatz von taktischen Atomwaffen wäre die notwendige Überlegenheit und das Zerschlagen der angreifenden Kräfte zu gewährleisten gewesen. Die Frage muss sein wann und in welcher Menge wären diese Waffen eingesetzt worden. Ein Blick auf die Verteilung der SAS und Nikestellungen (1/3 nuklear bestückt) gibt Auskunft über die Menge. Das wann hätte sich nach Angriffsbeginn entschieden.

      Enorm spannendes Thema. Es ist wichtig, dass das Bewusstsein für den 2. Weltkrieg und das 3. Reich vermittelt wird, der Kalte Krieg wird jedoch weitgehend totgeschwiegen und die Hinterlassenschaften verfallen oder werden beseitigt. Es ist an uns, die Einrichtungen aufzusuchen, zu dokumentieren und so der Nachwelt bewusst zu machen, dass wir ganz knapp nochmal davon gekommen sind. Zu meiner Zeit (89-02) war der Kalte Krieg kein Thema in der Schule, ich frage mich, wie es heute ist.
    • Ich denk man hatte zuerstmal zu der Zeit eine Heidenangst davor und kaum Ahnung, was das dann bedeutet hätte, wenn sowa passiert.
      Vermutlich war es erstmal Gewissensberuhigend überhaupt was getan zu haben. Wie geheim sowas war in Anbetracht dessen das man für eine "Turnhalle" so ein tiefes Loch ausgehoben hat?
      Zumal bei der Führung gesagt wurde dass man bei der Übung die da stattfand immer vom Hausmeisterehepaar das Essen von außen geliefert bekam.
      Wer hätte da im Ernstfall gekocht ?
      Ob und wie sinnvoll das ganze war bleibt mal dahingestellt.
      Hinterher ist man immer schlauer.
      Trotz alledem finde ich das es sich zu einem interesanten Thema hier entwickelt.
      Habe dazu auch noch ein paar Bilder, die noch nicht fertig bearbeitet sind und bei Gelegenheit hier einfließen.
      Mit meinen Rechtschreibfehlern prüfe ich wie gewissenhaft ihr meine Beiträge lest..........